Eine zauberhafte Gabe by Webber Heather

Autor:Webber, Heather [Webber, Heather]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-07-15T16:00:00+00:00

◊ 17 ◊

Gerade als ich zur Tür hereinkam, klingelte mein Telefon. Es war Sean, und ich hatte inzwischen beschlossen, dass ich ihn heute Abend lieber mitbringen wollte, als die Verabredung abzusagen. Ich legte meine Post auf den Küchentresen. Diesmal kein Teufelsmagd-Brief. Ich war froh über die Verschnaufpause.

»Lucy, ich schaffe es heute Abend nicht.«

Ich atmete einmal tief durch. »Warum denn nicht?«

»Ich bin mal wieder im Krankenhaus.«

»O mein Gott! Was ist denn los? Geht’s dir gut?«

»Nicht meinetwegen, Lucy«, antwortete er kaum vernehmbar.

Ich kam mir bescheuert vor. Natürlich ging es um Cara. Nicht um sein Herz. Und deshalb durfte sich meins jetzt auch etwas beruhigen, vielen Dank auch. »Cara?«

»Ja. Als ich sie eben nach Hause gebracht habe, ist sie ohnmächtig geworden und hat sich den Kopf angeschlagen. Ich weiß nicht, wie lange ich noch bleibe, der Arzt denkt jedoch, dass sie wohl bald gehen kann.«

»Aber dann sollte sie vermutlich nicht allein bleiben.«

»Genau.«

Ich biss mir auf die Lippe.

»Das verstehst du doch, oder?«

Wie sollte ich es auch nicht verstehen? »Absolut«, gab ich zurück.

Ich klappte das Handy zu und starrte mit feuchten Augen aus dem Wohnzimmerfenster. Schneeflocken schmolzen auf der Scheibe und hinterließen feuchte Punkte.

Dann nahm ich mir einen Moment Zeit, um Grendels Verlustängsten entgegenzuwirken, und kraulte ihn hinter den Ohren. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, gab ich ihm sein sehnlich erwartetes Stück Käse.

Schließlich drehte ich eine Runde im Wohnzimmer, stöpselte alle Lichterketten ein und goss meinen Weihnachtsbaum.

Lass es gut sein. Lass es gut sein.

Denn ich hatte ja nun wirklich keine Kontrolle über Caras Gesundheitszustand und Seans Bedürfnis, ihr Gesellschaft zu leisten. Ich zweifelte nicht daran, dass er mich mochte – mich vielleicht sogar liebte –, aber ich wusste auch, wie viel Cara ihm einst bedeutet hatte.

Ich ließ mich auf meinen Lieblingssessel sinken, und Grendel sprang mir auf den Schoß und begann, auf meinem Bauch zu treteln. Als ich ihn am Kinn kratzte, erfüllte sein glückliches Schnurren den Raum.

Dann versuchte ich noch einmal erfolglos, Leo zu erreichen. Schließlich setzte ich Grendel beiseite und fuhr meinen Laptop hoch. Ich googelte Lea Epperson, fand aber nichts, was mir weiterhalf. Leider fehlten mir die Detektivdatenbanken, auf die Sean Zugriff hatte. Und ich konnte ihn deshalb schlecht im Krankenhaus anrufen.

Aber …

Mit einer Hand klappte ich mein Telefon auf und wählte.

»Sam am Apparat«, meldete sich Sam Donahue kurz angebunden.

»Hier ist Lucy.« Die Stille dauerte ein klein wenig zu lange. »Keine Angst, ich rufe nicht wegen Sean an.«

»Dann weißt du also, wo er steckt?«

»Das ist doch kein Geheimnis.«

»Ich war mir nicht sicher … Die Situation ist so merkwürdig, Lucy, das ist alles.«

»Schon klar, aber lass es damit jetzt mal gut sein. Ich weiß, es ist Samstag und es ist spät, aber ich wollte dich um einen Gefallen bitten.« Ich erzählte ihm von Lea Epperson.

Im Hintergrund hörte man Kinder quietschen, Sams Töchter. Es brach mir das Herz, dass Leo sein kleines Mädchen niemals kennenlernen durfte.

»Ich kümmere mich sofort darum«, versprach Sam.

»Danke.«

»Und Lucy?«

»Ja?«

»Wegen der Sache mit Sean …«

Ich hatte das Gefühl, Dornen bohrten sich in meine Kehle.

»Das ist nur vorübergehend. Er hat dich nämlich gern.

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